17. November 2010

Planänderung - ein voll verrücktes Wochenende

Dass sich Pläne hier recht schnell verändern können habe ich dieses Wochenende wiedermal erfahren... Eigentlich hatte ich mit Margarita und Pancho (der Kumpel aus Ecuador) geplant, in ein kleines „magisches“ Bergdorf zu fahren, dass wunderschön sein soll. Ich hatte mich schon riesig darauf gefreut, als sich dann herausstellte, dass Pancho am Montag (Tag der Revolution) arbeiten musste und deshalb nicht so weit weg wollte. So haben wir uns dann (5 Stunden vor Abfahrt) für Valle de Bravo und Tepotzotlan entschieden. Zwei kleine „magische“ Dörfer, die im Internet recht nett aussahen…


Auf dem Weg haben wir wieder die Monarchfalter getroffen: auf ca. 500m überquerten hunderte, nein, tausende der schönen Schmetterlinge die Straße. So ein Geflatter habe  ich noch nie gesehen! Normalerweise gondeln Schmetterlinge doch irgendwie so gemütlich und verspielt durch die Luft… Aber hier waren sie echt zielstrebig unterwegs!


Tja, Valle de Bravo ist einer der Orte in Mexiko, wo die sozialen Gegensätze besonders krass aufeinandertreffen. Hier, am Rand eines tiefblauen Sees, inmitten von warmen Nadelwald bauen viele Reiche aus MXC ihr Wochenendhäuschen – oder besser gesagt ihre Wochenendvilla… Gleichzeitig wohnen aber auch die Ärmsten der Armen in der Gegend. Bis dahin hatte ich es nicht erlebt, dass Kinder bettelt die Leute ansprechen…  Es ist auch seltsam zu sehen, wie eine echte mexikanische Taco-Verkäuferin (meist bodenständige selbstbewusste Frauen mittleren Alters) plötzlich die Augen niederschlägt und sich in Nix aufzulösen scheint, wenn die reichen Jungs mit ihren brandneuen Schlitten vorgefahren kommen.


In Tepotzotlan (wir wussten nicht, dass es eigentlich am Rand von MXC lieg) sind wir erstmal einem halbwegs verrückten Herbergsvater begegnet. Nachdem er uns dreimal gefragt hatte, ob wir wirklich die ganze Nacht, die ganze Nacht bleiben wollten, haben wir uns entschlossen, lieber gar nicht zu bleiben… Irgendwie kam uns danach der ganze Ort etwas gespenstisch vor… die Leute, denen wir auf der Straße begegnet sind, sahen alle so komisch aus… Wir (ich und Margarita) wussten dann nicht so recht, was wir machen sollten, und so habe ich einen anderen Kumpel angerufen, der sich spontan entschlossen hat, zu uns zu kommen und uns zu helfen.
Also haben wir uns den bunten Sonntagsmarkt angeschaut. Was es da nicht alles zu sehen gibt! Phantasievoll bestickte Blusen, Süßigkeiten in allen nur vorstellbaren Formen, Farben und Geschmäckern, traditionelles Kunsthandwerk, glitzernder Schmuck, farbenfrohe Kleider, Musiker und Artisten… Nach langem Hin und Her haben wir uns dann zu dritt entschieden, doch eine Nacht in Tepotzotlan (aber in einem anderen Hotel…) zu verbringen.


 Am nächsten Morgen sind wir zeitig aufgestanden und Richtung Hidalgo gefahren. Auf dem Weg ist uns ein Schild mit dem Namen Tula begegnet und uns ist eingefallen, dass da ja die berühmten Atlanten stehen.  Spontan haben wir uns also zum ersten Highlight des Tages entschlossen: die Ruinen einer Tolteken-Pyramide mit den Figuren der Atlanten. Und weil wir  so früh da waren, waren wir sogar (fast) die Einzigen! Das zweite Highlight folgte dann beim Frühstück: leckere Provinz-tacos am Straßenrand. Ich muss sagen, ich habe selten so gute tacos gegessen! – Groß wie tortillas mit im eigenen Fett weich gebratenem Schweinefleisch… Der zweijährige Sohn der Restaurantbesitzer (stellt euch ein typisches lateinamerikanisches Restaurant als Nichts anderes als drei Plastiktische, ein paar Gartenstühle und die offene Küche vor) war ganz fasziniert von meiner weißen Erscheinung und hat sich zu uns gesellt, um mich auszufragen …
Ich finde die karge trockene von Feldern geprägte Landschaft Hidalgos echt faszinierend. So war schon die Fahrt ein Genuss und als wir dann in den Nationalpark „El Chico“ kamen und sich die Landschaft radikal veränderte, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus: eben noch rote Steppenlandschaft mit Agaven und Kakteen, jetzt uralte Nadelbäume, Moos und Bartflechten. Und dazwischen ragen wilde Felsformationen beinah wie in der sächsischen Schweiz auf. Jemand hat mir mal erzählt, in „El Chico“ könne man problemlos Fotos schießen und gut und gern behaupten, sie wären in Kalifornien gemacht worden… Ich war noch nie in Kalifornien, aber wenn es dort so ist, wie in diesem Stück Mexiko, dann ist es wunderschön!

 Ich persönlich habe mich eher an die Hohe Tatra, die sächsische Schweiz oder Kirks Erzählungen über Washington state erinnert gefühlt. Und sogar ein bisschen an den Thüringer Wald.
Als wir eine der Felsformationen bestiegen haben – wow, ich wäre fast losgeflogen, so toll war das!

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