17. Dezember 2010

Suedmexiko - teil1

Obwohl das Thema Klimagipfel fuer mich noch nicht abgeschlossen ist, habe ich meine Reise durch Suedmexiko begonnen und schon wieder jede Menge neuer Eindruecke gesammelt...


Echt beeindruckend fand ich bis jetzt die unterirdischen "cenotes". In einer mit Suesswasser gefuellten Hohle in der Naehe vom Meer konnten wir schwimmen... Schon dieses Funkeln und Glitzern, dieses blaue Leuchten aus der Tiefe ist... magisch, dann aber auch noch dadurch zu schwimmen, die Stalagtiten, Wurzeln und Farne ueber dir, unheimlich schwarze Wasserarme neben dir... Eine unglaublich aufregende Erfahrung!



Den Strand von Tulum hab ich auch sehr genossen... Mit einer Freundin habe ich am Meer gecampt. Nachts wurde es zwar empfindlich kalt, aber der wunderschoene Sonnenaufgang hat mich irgendwie jedesmal entschaedigt...
Tulum ist Teil der "Riviera Maya", hat also jede Menge Geschichte zu bieten (wovon u.a. die Ruinen rzaehlen) und liegt in der mexikanischen Karibik!! Das Wasser funkelt hier tatseachlich so tuerkisblau, dass ich mit der Farbe am liebsten meine ganze Wohnung streichen wuerde...Der Sand ist tatsaechlich so weis, fein und kuehl, dass ich ihn am liebsten als Fussboden fuer mein Zimmer verwenden wuerde...  Und die Sonne scheint so bestaendig und intensiv, dass ich sie am liebsten mit ein paar Wolken verdunkeln wuerde...



Nach einem Tag Ruhe in Bakalar und einer Reise, die so nicht geplant, aber erhofft war, bin ich nun in Chiapas-dem Ziel meiner Reise- angekommen. Es hat mich nach Palenque verschlagen. Der Ort ist sehr turistisch und bekannt fuer die riesige Ruinenstadt im Dschungel. Die Mayas hatten hier eine Stadt mit mehr als 1400 Gebaeuden, einem Palast, Tempeln etc. Ich fand es sehr interessant, mehr ueber diese Kultur zu erfahren und ich muss insgesamt sagen, ich bin fasziniert! Das Licht, die Hitze, der etwas modrige Geruch, das Gefuehl ueber jahrtausende alte Reste einer grossen Zivilisation zu gehen, das Alles sorgt irgendwie fuer eine besondere,vielleicht geheimnisvolle Atmosphaere...

;)


11. Dezember 2010

die Rede von Evo Morales

Eigentlich hatte ich mir ja fest vorgenommen, bei der COP16 Barack Obama die Hand zu schuetteln - daraus ist leider nichts geworden, weil Mr. Obama gar nicht nach Cancún gekommen ist...
 Ueberhaupt habe ich nur von einem einzigen Praesidenten gehoert, der die Karibik in diesen Tagen genossen hat: Evo Morales, Praesident Boliviens. Wie es typisch fuer ihn ist, hat er nicht nur seine Rede bei den offiziellen Klimaverhandlungen gehalten, sondern auch beim "einfachen Volk". Die Chance, den wohl bekanntesten Politiker Lateinamerikas live zu sehen, konnte ich mir natuerlich nicht entgehen lassen...

Schon als wir (fast alle von Klimaforum10) ankamen, hatte ich irgendwie das seltsame Gefuehl, dass mich die ganze Szenerie - laute politische Parolen, wehende Fahnen, eine Buehne und viele viele Leute - an irgendwas erinnert... Als die Veranstaltung dann ungefaehr mit 3 Stunden Verspaetung angefangen hat, ist mir auch langsam klar geworden, warum: waehrend der bolivianische Folklore-Chor gesungen und immerwieder laut Parolen wie: "Cochabamba sí, REDD no"oder "La tierra no está de venta, se ama y se defenda" [Die Erde steht nicht zum Verkauf, man liebt sie und man verteidigt sie]geuebt wurden, kam es mir so vor, als ob Geschichtsbuecher, Erzaehlungen und Filme ueber die DDR ploetzlich lebendig wurden. Menschen (hier der unterschiedlichsten Herkunft - geographisch und sozial), die entusiastisch Faehnchen schwenken und aus voller Kehle Lieder singen - so kann ich mir gut den Sozialismus vorstellen. Liegt vielleicht auch daran, dass Evo Morales einer von denen ist, die den Sozialismus des 21. Jahrhunderts einfuehren wollen...
Bevor der beruehmte Praesident dann tatsaechlich selbst das Wort ergriffen hat, haben erstmal noch andere wichtige (aber mir unbekannte) Personen ihre Rede gehalten. Meistens ging es um die Gefaehrdung der Bauern und Baeuerinnen durch den Klimawandel und den Kapitalismus. Vorschlaege wie zB. "Kampf der Gentechnik" oder "Permakultur kann uns retten" wurden gemacht und alle waren sich einig, dass die Regierungen und Tansnationalen nicht so weiter machen koennen, wie bisher. Die Verantwortung fuer den Klimawandel wurde (wie in vielen anderen Veranstaltungen) den Industrienationen zugeschrieben und dementsprechend eine finanzielle Entschaedigung fuer die Entwicklungslaender gefordert. Evo Morales selbst versuchte die Indigenen und Bauern zu umwerben. Er versprach ein zweites Cochabamba, wetterte gegen den Kapitalismus und die USA. [Hier der Link zum Video] Als er den Sozialismus als Loesung aller Probleme vorgeschlagen hat, hat es mich nicht auf meinem Stuhl gehalten, da musste ich kurz rausgehen. Ich weis nicht, warum ich so reagiert habe. Vielleicht, weil ich weder an den Sozialismus, noch an den Kapitalismus glaube.

Hinterher war ich eine der Wenigen, die gesagt hat, dass es ihr nicht gefallen hat... Ich glaube es liegt Einerseits an der einseitigen Sichtweise, die die Redner hatten: Muss man "das Volk" fuer dumm verkaufen? Kann man politische Abkommen auf ein einfaches "ja" reduzieren? Warum muessen Parolen geschrien werden, bis alle fanatisch rumspringen? Andererseits liegt es vielleicht auch daran, dass ich mein ganzes Leben lang gelernt habe und auch echt glaube, dass alles Extreme und Fanatische schlecht ist...

10. Dezember 2010

Die Grosse Demo

Nach mehr als einer Woche REDEN ueber das Klimachaos und seine Auswirkungen, hatten wir eigentlich alle die Nase voll und wollten endlich aktiv werden. Gut, dass der grosse Protestmarsch (gegen REDD und fuer Klimagerechtigkeit) fuer den 7.12. angesetzt war.
Rein theoretisch sollte sich die Opposition ja geeinigt praesentieren, aber wie man schon an diesen 4 alternativen Klimaversammlungen sehen kann, funktioniert das in Mexiko nicht so ganz.. (und wahrscheinlich nicht nur hier...)  Na, jedenfalls gab es dann auch 2 verschiedene  Demos...

Aber ich will mal erzaehlen, wie ich diesen Tag erlebt habe:
Obwohl ich nicht unbedingt das beste Gefuehl im Bauch hatte (in Kopenhagen war die Demo ja nicht so ganz friedlich abgelaufen und auch die Tipps ueber das Verhalten bei Verhaftungen haben nicht so ganz zu meiner Beruhigung beigetragen), bin ich mit einigen Freunden schon am Abend voreher nach Cancún zu vía campesina gefahren, um am naechsten Morgen hundertpro vorbereitet durchstarten zu koennen. Nachdem der Bus vom Soulfireproject startklar, die Trommeln von casa verde gestimmt und die barra (Schlamm zum Haeuserbauen oder sich anmalen) vom Weltenbummlerteam fertig war, konnte es los gehen. Am Schluss des Protestzugs bildeten wir tanzend, singend und bunte Plakate schwenkend einen lebhaften Kontrast zu den politischen Parolen der anderen Gruppen...
Das gewaltsamste an diesem Tag war wahrscheinlich die Kraft der Sonne... mit voller Wucht mitten ins Gesicht... den ganzen Tag lang... Ansonsten lief alles super ruhig und friedlich ab, wir hatten sogar unseren Spass und haben hoffentlich ein bisschen Aufsehen erregt...

zum Schluss haben noch en paar mehr oder weniger wichtige Leute ein paar Reden gehalten. Die vom bolivianischen Botschafter fand ich ja besonders gut...er plaedierte unter Anderem dafuer, unseren Planeten Erde als lebenden Organismus anzusehen, dem auch ein paar Rechte zustehen...

2. Dezember 2010

Im Dschungelcamp

Hier, im karibischen Dschungel laeuft zwar nicht alles ganz so rund, wie geplant, aber es laeuft! Und ich finde sogar ziehmlich gut. Leute aus der ganzen Welt, mit den unterschiedlichsten Erfahrungen, Philosophien und Lebensstilen, achten nicht auf Sprache, Herkunft oder Hautfarbe. Sie teilen alle einen Traum: den Erfolg von Klimaforum10 in Mexiko. Und sie arbeiten dafuer. Sogar richtig hart. Zelte werden aufgebaut, Essen fuer hundert und mehr Leute gekocht, es wird organisiert, geschrieben, disskutiert. Es sieht zwar aus wie ein Hippiecamp, ist aber keins!
Die Stimmung ist super gechillt, und gleichzeitig wimmeln ein Haufen Leute konzentriert und zielstrebig durch die Gegend. Ich bin jeden Abend wahnsinnig fertig, aber gluecklich: weil wieder ein Tag voller Entdeckungen hinter mir liegt. Ein Tag, an dem ich jede Menge gelernt habe. Ein Tag, der meinen Glauben an ein friedliches Zusammenleben der Menschen in Harmonie mit der Natur bestaerkt hat. Es ist einfach toll, dass es Menschen gibt, die sich nicht nur um sich selbst kuemmern, sondern sich fuer mehr Gerechtigkeit und ein besseres Leben fuer alle einsetzen.

Eigentlich versuchen wir nur die Ueberlebenschancen unserer Art zu sichern, weil wir glauben, dass homo sapiens das system, in dem erlebt, nicht zerstoeren sollte. Was wir wie dafuer tun koennen, wissen wir nicht wirklich, aber es gibt ungefaehr 1000 verschiedene Ideen. Wir sind uns nur sicher, DASS sich etwas aendern muss.

In KLIMAFORUM10 versuchen wir einen Weg zu finden: jeden Tag gibt es mehr als 10 Veranstaltungen, in denen kleine Gruppen und Organisationen erklaeren, wo sie die Missstaende in dieser Welt sehen und welche Veraenderungen sie fuer noetig halten und fuer was sie sich engagieren.
Die World Spiritual University sieht das Problem in der Trennung von Gefuehlen und Wissen. Wir sollten also unsere meditative Beziehung zur Natur verbessern.
Das Indigenous Environmental Network stellte die gravierenden Umweltprobleme (die meistens auch soziale Probleme verursachen), in Indigenengemeinden in den USA vor. In North Dakota leiden zB. ueberdurchschnittlich viele Menschen an Krebserkrankungen, die hauptsaechlich durch die Verschmutzng des Wassers bei der Erdoelfoerderung verursacht werden. In der Wueste von Arizona verbrauchen kuenstliche Staedte wie Las Vegas grosse Mengen Wasser. Uranmienen und Erdoelfirmen verbrauchen den Rest, sodass die “Indianer” der Gegend kein Wasser mehr haben. Das Land, die Luft und das wenige Wasser ist verschmutzt, es treten viele Krankheiten auf und durch Abwanderung in die Staedte geht die Kultur verloren.
INES sprach ueber die Rolle und Verantwortung der Wissenschaft heutzutage. Forscher sollten die Moeglichkeit haben, ihre Arbeit zu reflektieren und zu ueberlegen, ob sie zB. den Kapitalismus unterstuetzen wollen, der wirtschaftliches Wachstum fordert und so unsere Umwelt zerstoert.
Es wird auch viel ueber Menschenrechte geredet: die Rechte der Indigenen, der Frauen und Jugend.
Es werden Filme gezeigt, Zeremonien veranstaltet und Yoga gemacht.
Sogar Ohne-Geld-Weltreisende sind hier und erzaehlen von ihrer Idee.

Ich glaube, gerade die Vielfalt an Vorschlaegen “zur Rettung der Welt” hat grosses Potenzial.
Also, lasst uns alle gemeinsam, aber jeder auf seine Art und Weise kaempfen!!