11. Februar 2011

Oaxaca, Puebla, Orizaba und Rückkehr nach DF



Oaxaca war eigentlich nur ein Durchgangsstaat. Ich wollte mich mal kurz umsehen, weil alle sagen, dass es so schön wäre. Naja, manchmal haben alle doch recht... Nicht nur die Pazifikküste ist einen Besuch wert, auch die Hauptstadt und ihre Umgebung sind fantastisch.  



 Nach einer abenteuerlichen Fahrt von Comitán über San Cris, Juchitán und Pochutla, bin ich im kleinen Küstenort Zipolite angekommen. Mehrere Reisende hatten ihn mir wegen der Meeresschildkröten empfohlen. Aber erst hinterher wurde mir gesagt, dass es der einzige Nacktstrand von ganz Lateinamerika ist…
Die Atlantikküste ist zwar schön, aber die Pazifikküste ist aufregend! Hier gibt es Klippen, seltsame Felsformationen und man spürt die Macht der Wellen. Bei einem Ausflug zur Laguna Ventanilla –einem Süßwassersee am Strand- konnte ich Leguane und Kaimane im Mangrovenwald beobachten. Im Centro mexicano de la Tortuga [im mexikanischen Schildkrötenzentrum] habe ich etwas über Meeres- und Landschildkröten gelernt und den Rest der Zeit habe ich einfach in der Hängematte gelegen und gelesen. Wunderbar entspannend!
Weil es zwischen Neujahr und Weihnachten an der Küste sehr voll ist und die Hotels ein bisschen teuer sind, habe ich mich schließlich in den combi nach Oaxaca-Stadt gesetzt, um dort um 5 Uhr morgens dank einem Straßenkehrer ein Hostal zu finden… In Oaxaca habe ich nicht nur Schokolade erlebt (siehe das süße Gold aus Oaxaca), sondern auch alebrijes [mexikanische Fantasiefiguren], schwarze Keramik, den dicksten Baum der Welt und die Ruinenstadt Mitla und die Reste von Monte Albán, einer alten Zeremonienstadt, gesehen. Am meisten hat mich aber der Etnobotanische Garten und die Stadt selbst beeindruckt. Auffällig ist, dass es in Oaxaca fast keine hohen Gebäude gibt-wegen der Erdbebengefahr. Ansonsten ist die Stadt sehr kolonial geprägt, sehr sauber und fast jedes Haus hat eine andere Farbe. Die Kunst, die ich in Chiapas gesucht habe, habe ich in Oaxaca gefunden…








Ich wäre gern noch länger in Oaxaca geblieben! Aber ich war in Puebla mit Jorge verabredet. Jorge arbeitet beim gleichen Prof wie ich und ist ein recht guter Kumpel hier. Es war einfach toll,  von einem Freund in Empfang genommen zu werden! Auch die nächsten drei Tage, die ich mit ihm und seiner Familie verbracht habe, waren richtig schön. Wir haben uns die koloniale Altstadt angeschaut, haben einen Ausflug nach Tepexi gemacht (ein Halbwüstenort, wo es wahnsinnig guterhaltene Fossilien zu bestaunen gibt), er hat mir die Pyramide von Cholula (die evtl. die höchste von ganz Mexiko ist und auf der eine Kirche gebaut wurde) und ich habe die Tradition der heiligen drei Könige kennengelernt. Der 6. Januar wird hier in etwa so gefeiert wie bei uns Nikolaus. Die Kinder schreiben Wunschzettel und die Könige stecken Geschenke in die Schuhe. Auch mir haben sie was gebracht!! Was es bei uns so nicht gibt ist, dass sich die ganze Familie (das können wirklich viele Leute sein…) am Abend trifft und die rosca de reyes anschneidet. Das ist ein großer runder Kuchenkranz mit Trockenfrüchten. Der Witz ist, dass muñecos darin versteckt sind. Wer eines dieser kleinen Figürchen erwischt, muss dann am 2. Februar Tamales machen. Tamales sind Maisklöße, die in Blättern eingewickelt gedämpft werden. Meistens sind sie mit Fleisch, Käse der Chilistreifen gefüllt. Und sie sind wahnsinnig lecker! Es ist eine prähispanische Ritualspeise, die heute überall verkauft wird. Der 2. Februar wird übrigens mit den tamales gefeiert, weil da das neue prähispanische Jahr beginnt.





Von Puebla aus bin ich weiter nach Orizaba gereist, wo ich Alan von Klimaforum getroffen habe und noch ein paar schöne Tage vor der Rückkehr nach Mexiko-city verbracht habe.

Ich dachte schon "oh Gott", als ich -nach 6 Wochen Provinz- der gelben Smogglocke immer näher gekommen bin. "Wie soll ich bitte die nächsten 2 Monate noch diese Drecksluft atmen?!" Schon bei der Ankunft fand ich erstmal alles wieder zu viel- zu viele Leute, zu viele Autos, zu viel Geschreie. Besonders in den ersten Tagen habe ich ein echtes Wechselbad der Gefühle erlebt: "Okay, die metro ist zwar brechend voll und die Verkäufer schreien dir die Ohren kaputt, aber ist doch ganz witzig wen man hier so alles sieht!" Dachte ich - bis ich das nächste Mal 3 Stunden von A nach B gebraucht habe...
Das ist eben das Verrückte mit Mexiko-city: manchmal findest du die Stadt eigentlich ganz nett, weil es viele tolle Dinge zu tun und zu sehen gibt. Einen Moment später verfluchst du die wahnwitzige Idee hierherzukommen, weil dich im Bus (der mit Vollgas-Bremse-Rhythmus im Feierabend-stop-and-go fährt) laute schlechte HipHopmusik, mehr Menschen als in einer Sardinenbüchse und Abgasluft erwartet. Und dann bleibt der Bus vielleicht Auch noch stehen, weil ihm das Benzin ausgegangen ist…

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