14. Februar 2011

Cuetzalan: Ein Name. Ein Ort. Ein Traum.


Das unaussprechliche Wort Cuetzalan steht schon lange in meiner to-go-to- Liste. Im Bergregenwald gelegen, trachtentragende Einheimische füllen die Kopfsteinpflasterstraßen mit Leben und  das Aroma von Kaffee und Vanille erfüllt die Straßen… Wer hat mir nicht alles von diesem kleinen magischen Dörfchen vorgeschwärmt! Und wie oft hatte ich mir schon vorgenommen, übers Wochenende dorthin zufahren? Jetzt,  endlich habe ich diese Wunschreise Wahrheit werden lassen. Letztes Wochenende, zusammen mit Patrick, einem Couchsurfer, habe ich das Abenteuer gestartet. Und was für ein Abenteuer!



Treffpunkt: Palacio de Bellas Artes, 20 Uhr. Ich kam zu spät, Patrick auch. Aber das machte nix, denn Uriel, den ich bei KLIMAFORUM kennengelernt hatte, lief mir über den Weg! Ich hätte mir nie vorstellen können, dass man in Mexiko-City jemanden zufällig auf der Straße treffen kann. Aber an diesem Abend, habe ich drei Bekannte getroffen… Uriel war mit ein paar Freunden da, die zum chinesischen Neujahrsfest unterwegs waren. Patrick und ich haben uns kurzer Hand dem Trupp angeschlossen und so ein bisschen China erlebt: Glückskekse, rotgoldene Lampions, tanzende Drachen und Feuerwerk.

Eigentlich wollten wir den letzten Direktbus vom Busbahnhof TAPO nach Cuetzalan nehmen. Ich war mir verdammt sicher, dass wir dazu bis zur Metrohaltestelle Observatorio fahren müssen. Naja, ich lag falsch… Das hat uns ein netter Ticketverkäufer ziemlich schnell erklärt. Unser Bus fuhr am anderen Ende der Stadt… Da wir den Bus, als wir tatsächlich bei der TaPO ankamen, natürlich verpasst hatten, haben wir Tickets nach Puebla gekauft und sind dorthin gefahren. Von Puebla gibt es immerhin öfters Busse nach Cuetzalan. Aber eben auch nicht um 3 Uhr nachts. Der erste fuhr um halb sieben ab… Diese Nacht im Busterminal wurde eigentlich nur durch die Dame erheitert, die auf ihren Regenschirm gestützt, mexikanische Zeichensprache erklärt hat.  Sie hat sogar pantomimisch vorgemacht, wie man einen taco isst: tortilla in die offene Hand legen, Füllung in einer Linie darauf verteilen und dann zusammenrollen. Zum Schluss ganz gesittet abbeißen; die Mexikaner essen zwar mit den Fingern, aber nicht wie die Tiere!

 Frühs um halb elf sind wir dann endlich angekommen. Und was gibt’s vom Dorf zu sehen? Nicht viel, denn es herrsche ziemlich dicker Nebel, sodass man kaum 10 Meter weit gucken konnte… Aber egal, erstmal Frühstücken gehen! Ich habe mich für die regionaltypischen Eier entschieden. Was mir dann serviert wurde, war schon etwas gewöhnungsbedürftig… Spiegelei auf tortilla mit Schokoladensoße übergossen! Diese Soße heißt mole und ist sowas wie die Nationalspezialität Mexikos. Jede Region hat ihre eigene Variante. Der berühmte mole poblano beinhaltet, neben 35 anderen Zutaten, auch Kakao. Er schmeckt süß und scharf und sauer und vollmundig und… alles zusammen…

Es folgte ein Ausflug zum vernebelten Wasserfall mit dem camioneta [hier: Pritschenwagen]. Und eine eiskalte Nacht. Ich hab mit zwei Jacken geschlafen und trotzdem gefroren!!


 Am Sonntag ist Markttag. Das heißt, die Indigenen aus den umliegenden Gemeinden kommen ins Dorf, um ihre Waren anzubieten. Zum Glück war es nicht mehr so neblig!  Sonst wäre es schwierig geworden, die Trachten genauer zu betrachten und Kaffee, Vanille, Chili etc. zu bewundern.  Sehr beeindruckend waren auch die sogenannten voladores, junge Männer, die erst um den Kirchturm hohen Pfahl in der Mitte des Platzes getanzt haben, dann hochgeklettert sind, eine Art Ritual gemacht haben, um zum Schluss kopfüber an Seilen den Pfahl umkreisend langsam zur Erde herunter geschwebt sind.



 Am Montag wollten wir uns dann andere Wasserfälle anschauen, auf dem Weg stellten wir allerdings fest, dass es die gleichen waren wie die, die wir am Samstag schon gesehen hatten. Wegen der veränderten Sichtverhältnisse (klare Sicht vs. Nebel) hatten wir es nicht eher bemerkt…  Glücklicherweise haben wir dann einen „Fremdenführer“ getroffen, der uns zu einem Wasserfall in den Wäldern geführt hat. Dazu sind wir die Steilhang-Kaffeeplantage heruntergeklettert (und dann auch wieder herauf). Dabei hab ich einiges über Kaffee erfahren, was ich noch nicht wusste. Z.B. dass man die rote Kaffeekirsche essen kann. Sie schmeckt süß und ziemlich lecker… Die Kaffeebauern verkaufen das Kilo Kaffee für 2 bis 11 Pesos [0,13 bis 0,71 €]. Oft ist der Gewinn minimal oder negativ, denn sie müssen ja auch noch die Erntehelfer bezahlen. Anschließend wird der Kaffee geschält, getrocknet (bis zu drei Monate in der Sonne), geröstet und gemahlen. Zum Schluss kauft man den Kaffee (bio) für ca. 120 Pesos [8 €].
                                                                                                                                                     
Es war ein Ausflug, der sich auf voller Breite gelohnt hat! Ich glaube, es war einer der schönsten Wochenendausflüge überhaupt!


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