11. Dezember 2010

die Rede von Evo Morales

Eigentlich hatte ich mir ja fest vorgenommen, bei der COP16 Barack Obama die Hand zu schuetteln - daraus ist leider nichts geworden, weil Mr. Obama gar nicht nach Cancún gekommen ist...
 Ueberhaupt habe ich nur von einem einzigen Praesidenten gehoert, der die Karibik in diesen Tagen genossen hat: Evo Morales, Praesident Boliviens. Wie es typisch fuer ihn ist, hat er nicht nur seine Rede bei den offiziellen Klimaverhandlungen gehalten, sondern auch beim "einfachen Volk". Die Chance, den wohl bekanntesten Politiker Lateinamerikas live zu sehen, konnte ich mir natuerlich nicht entgehen lassen...

Schon als wir (fast alle von Klimaforum10) ankamen, hatte ich irgendwie das seltsame Gefuehl, dass mich die ganze Szenerie - laute politische Parolen, wehende Fahnen, eine Buehne und viele viele Leute - an irgendwas erinnert... Als die Veranstaltung dann ungefaehr mit 3 Stunden Verspaetung angefangen hat, ist mir auch langsam klar geworden, warum: waehrend der bolivianische Folklore-Chor gesungen und immerwieder laut Parolen wie: "Cochabamba sí, REDD no"oder "La tierra no está de venta, se ama y se defenda" [Die Erde steht nicht zum Verkauf, man liebt sie und man verteidigt sie]geuebt wurden, kam es mir so vor, als ob Geschichtsbuecher, Erzaehlungen und Filme ueber die DDR ploetzlich lebendig wurden. Menschen (hier der unterschiedlichsten Herkunft - geographisch und sozial), die entusiastisch Faehnchen schwenken und aus voller Kehle Lieder singen - so kann ich mir gut den Sozialismus vorstellen. Liegt vielleicht auch daran, dass Evo Morales einer von denen ist, die den Sozialismus des 21. Jahrhunderts einfuehren wollen...
Bevor der beruehmte Praesident dann tatsaechlich selbst das Wort ergriffen hat, haben erstmal noch andere wichtige (aber mir unbekannte) Personen ihre Rede gehalten. Meistens ging es um die Gefaehrdung der Bauern und Baeuerinnen durch den Klimawandel und den Kapitalismus. Vorschlaege wie zB. "Kampf der Gentechnik" oder "Permakultur kann uns retten" wurden gemacht und alle waren sich einig, dass die Regierungen und Tansnationalen nicht so weiter machen koennen, wie bisher. Die Verantwortung fuer den Klimawandel wurde (wie in vielen anderen Veranstaltungen) den Industrienationen zugeschrieben und dementsprechend eine finanzielle Entschaedigung fuer die Entwicklungslaender gefordert. Evo Morales selbst versuchte die Indigenen und Bauern zu umwerben. Er versprach ein zweites Cochabamba, wetterte gegen den Kapitalismus und die USA. [Hier der Link zum Video] Als er den Sozialismus als Loesung aller Probleme vorgeschlagen hat, hat es mich nicht auf meinem Stuhl gehalten, da musste ich kurz rausgehen. Ich weis nicht, warum ich so reagiert habe. Vielleicht, weil ich weder an den Sozialismus, noch an den Kapitalismus glaube.

Hinterher war ich eine der Wenigen, die gesagt hat, dass es ihr nicht gefallen hat... Ich glaube es liegt Einerseits an der einseitigen Sichtweise, die die Redner hatten: Muss man "das Volk" fuer dumm verkaufen? Kann man politische Abkommen auf ein einfaches "ja" reduzieren? Warum muessen Parolen geschrien werden, bis alle fanatisch rumspringen? Andererseits liegt es vielleicht auch daran, dass ich mein ganzes Leben lang gelernt habe und auch echt glaube, dass alles Extreme und Fanatische schlecht ist...

1 Kommentar:

  1. Ich glaube ich verstehe was du meinst. Vieleicht muss man immer etwas kritisch und skeptisch bleiben.

    Ich hoffe das Evo sein Word über ein zweites Cochabamba halten wird :)

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