6. Oktober 2010

Ankommen in Mexiko

Mein erster Eindruck von Mexiko: eine Mischung aus Ecuador und Deutschland mit vielen Menschen, vielen Autos, viel Beton

Aber der Reihe nach....

                         1.  Szenenwechsel: Wiedersehen in Ecuador // Praktikum in Mexiko-city
Wieder in Ecuador zu sein habe ich echt genossen! Ich weiß, wie die Welt da tickt, ich kenne mich aus, habe Familie und Freunde. Die Zeit war unglaublich schön; als ich dann im Flugzeug saß, und der Flieger abhob flogen wir nur knapp über den Häusern entlang und mir wurde nicht nur überdeutlich bewusst, wie gern ich dieses Land und seine Bewohner habe, sondern auch, dass es kein Abschied für immer sein würde. Trotzdem habe ich im gleichen Augenblick angefangen, alles zu vermissen, was da unter mir vorbeizog- Flickenteppichfelder, schneebedeckte Vulkane, Märkte und kleine Dörfchen.


El Altar
Las Lagunas de Ozogoche
Als wir durch die tiefhängenden Wolken flogen und dann im strahlenden Sonnenschein durch die Lüfte schwebten hörte ich ziehmlich schnell  auf, mir eine erträgliche Schlafposition zu suchen: ich suchte stattdessen den Fotoapparat, denn was sich meinen bis zu diesem Moment dreiviertelst geschlossenen Augen da bot war einmalig: im frühen Sonnenschein glänzten die Gletscher aller Vulkane Ecuadors!  Wow!  Wahnsinn! Einen Augenblick später hatte ich das Gefühl, wenn ich die Hand aus dem Flugzeugfenster strecke, fasse ich direkt in den Krater des Cotopaxi, so nah flogen wir über den rauchenden Vulkan hinweg. Es folgte der Altar und einige wie mit Staubzucker bestreute Bergketten. Und –beinah das Highlight- die Ozegoche-Seen, ein Seengebiet, das ich schon immer sehen wollte, wo ich aber noch nie hingekommen bin.  Zumindest aus der Luft betrachtet ist es tatsächlich so traumhaft auf einem Bergplateau gelegen, wie alle immer sagen! Es folgten in goldenes Sonnenlicht getauchte Bergketten und schließlich die kahlen trockenen, aber doch irgendwie faszinierenden Hochgebirge Perus. Ich bin mir nicht ganz sicher: aber hab ich nicht sogar die Linien von Nazca gesehen?
Schon lange vor der Landung fragte ich mich, wie viele große Städte in Mexiko eigentlich so nah beieinander liegen: Das Lichtermeer wollte einfach nicht aufhören! Aber es ist eine einzige monströse Stadt, die einfach kein Ende nimmt. Sie verschluckt jeden, der nicht genau aufpasst, wo sein Weg entlangführt… Zum Glück hat das Monster mich nicht gleich verspeist, denn Pancho (ein Freund aus Ecuador, der jetzt hier verheiratet ist) und seine Frau Margarita holten mich vom Flughafen ab. Sonst hätte ich schon den Ausgang nicht gefunden…
Gleich am nächsten Morgen machte ich mich dann (begleitet von Margarita) auf den Weg zur Uni. Besser gesagt zur UniversitätsSTADT. Das Gelände, auf dem sich Teile der UNAM und einiger anderer Unis befinden ist ungefähr doppelt so groß wie Eberswalde! Es gibt einen Naturpark, ein Olympiastadium, Museen, Weltkulturerbestätten, unzählige Fakultäten und Institute, Bibliotheken und Verwaltungsgebäude. Wie überall in Mexico-city gibt es viel Verkehr und viele Menschen. Aber im Gegensatz zu anderen Teilen der Stadt auch recht viel Grün. 
Am Anfang habe ich bei Margarita und Pancho in Iztapalapa gewohnt. Anderthalb Stunden in der gequetscht vollen Metro (eine Sardinenbüchse ist kein Vergleich!) waren allerdings nicht so der Hammer und ich bin froh, schnell ein Zimmer in der Nähe der Uni gefunden zu haben. Hier wohne ich jetzt recht ruhig, direkt an einem lebhaften, sehr interessanten Markt und der Weg nach Hause hat sich um eine Stunde verkürzt. Der Weg zur Uni variiert allerdings aus noch immer unerfindlichen Gründen täglich. Irgendwie muss ich mich da nochmal schlau machen…
Tja, was mache ich hier eigentlich? Also, der Plan ist, dass ich verschiedene Leute kontaktiere, die Studien zum Rückgang der Gletscher machen, mir anschaue, was sie genau erforschen und … naja evtl. was das insgesamt bedeutet. Vielleicht kann ich auch noch was über die internationale Struktur der Wissenschaft und ihre Verknüpfung zur Politik lernen. (Stichwort Klimagipfel) Ja das ist der Plan… Aber besonders in Lateinamerika ändern sich Pläne ja ab und an mal… Auf alle Fälle lerne ich ein Großstadtleben mit  Job an der Uni kennen und vermisse mein Eberswalder Studentendasein. 
                  
            2.  Bilanz der ersten Woche
Der Verkehr und die Menschenmassen stressen mich tierisch, ich finde die Stadt viel zu groß, zu laut und zu verwirrend. Ich mag es nicht, wenn ich vor lauter Abgasen kaum atmen kann und wenn es nach fauligem Wasser riecht. Ich frage mich regelmäßig, wie ich um Himmels Willen fünf Monate hier aushalten soll und wer danach die Nervenheilanstalt bezahlt…
Aber natürlich sehe ich auch gelegentlich etwas Positives: Es gibt ein Mexiko außerhalb der Stadt.
Das, und: Das Essen ist lecker, das Wetter ist fantastisch, die Mexikaner sind unglaublich freundlich, es gibt wahnsinnig viel zu sehen, zu entdecken und auszuprobieren und es gibt auch echt nette, stille Eckchen. Unglaublich dieses Gefühl, vor dem großen Rektorat der UNAM zu stehen! Viele, wirklich viele Studenten wuseln herum und irgendwie liegt diese akademische Stimmung in der Luft. Ich kam mir in diesem Moment vor wie Frau von Welt… studierte Leute um dich rum, eine riesige Bibo vor der Nase und die große Mexikofahne über mir…
Ich in dieser Monsterstadt-ich weiß nicht, ob das gut geht. Oft glaube ich nicht daran. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt ;)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen